Fernseh-Empfehlung: Die Anstalt – beliebteste ZDF-Satire-Sendung

frank morschner

FERNSEH-EMPFEHLUNG (B2+)

“Die Anstalt” Folge vom 5. November 2019 : “Wir sind das Volk”

Die Satire-Sendung „Die Anstalt“ ist schon seit 1979 ein beliebtes politisches Kabarett im ZDF. Bis 2013 nannte sie sich noch “Neues aus derAnstalt“. Mit der zunehmend gleichförmig Ausrichtung der Leitmedien in politischen Fragen, stellt die Anstalt die letzte Bastion der Wahrheitsfindung dar. Die Einschaltquote der Anstalt ist seit dem spürbaren Qualitätsschwund der Leitmedien und dem medialen Informationsfeldzug gegen objektivere Berichterstattung wie eine Rakete nach oben schossen. 

Was einst die Aufgabe von sozialkritischen Sendungen wie Panorama und Frontal21 war, nämlich Missstände in Politik und Gesellschaft aufzuzeigen, oder Kriegstreiberei in der Außenpolitik anzuprangern, wird heute paradoxerweise nur noch von einem Satire-Magazin gewährleistet! Aber selbst diese Sendung kam schon unter Beschuss, als sie zu direkt und anschaulich auf die Verflechtung von transatlantischen Organisationen mit deutschen Medienmachern und bedeutenden Journalisten in Presse, Rundfunk und Fernsehen aufmerksam machte. Denn diese Sendung musste auch nach einem Gerichtsbeschluss aus der ZDF-Mediathek herausgenommen werden. (Diese Sendung ist heute nur noch über Youtube zu sehen.) 

Diese medialen Zustände erinnern sehr an die Zeiten in der DDR, wo unliebsame Journalisten gehen mussten und regierungstreue Berichterstatter (auch scherzhaft „Hofberichterstatter“ genannt) nach oben befördert wurden. In diesem Licht ist es ein Paradox zu sehen, wie sehr sich die westlichen Medien den damaligen ostdeutschen Medien angeglichen haben. Denn auch in der DDR war das politische Kabarett an den Theatern und die Politsatire im Fernsehen die einzige Plattform, wo noch auf satirische und humorvolle Weise Kritik am Saat und an der Politik geübt werden durfte. Deshalb ist es 30 Jahre nach der Wiedervereinigung ein Paradox, sehen zu müssen, wie sehr die zwei Teile Deutschlands noch immer wirtschaftlich, sozial und in den Köpfen geteilt sind. Und wie wenig man — noch nach 30 Jahren! — wirklich über die Wiedervereinigung weiß. Wie brutal und rücksichtslos ein ganzes Industrieland von nur wenigen Konzernvertretern und Politikern über die korrupte Deckmantel-Vereinigung „Treuhand“ zerstört wurde und Millionen ostdeutsche Beschäftigte in die Arbeitslosigkeit und ganze Familien und Kinder in die permanente Prekarität getrieben wurden. Mit welcher Arroganz, Besserwisserei und Verachtung gegenüber den DDR-Bürgern vorgegangen wurde, begleitet von einer medialen Hohn-Kampagne gegen Ostdeutsche, und wie skrupellos diese „Vereinigungsmissionare“ die Unerfahrenheit und Naivität der Ostdeutschen gegenüber dem für sie „neuen“ Wirtschaftssystem ausnutzten. Auch ein Beleg dafür, wie schlecht in den Medien diese Zeit der Wiedervereinigung aufgearbeitet wurde. Wieviel Informationen zurückgehalten wurden und noch werden. Das besonders Schätzenswerte an dieser Sendung aber ist: Die Anstalt gibt auch eine Erklärung, warum die Wahrheit nicht ans Licht soll. 

Ironischerweise wurde in den dreißig Jahren Wiedervereinigung schrittweise nur eines aus der DDR übernommen: Die mediale Kontrolle und Meinungsuniformität, und – natürlich der Sandmann und das Ampelmännchen.

Viele Wunden sind nach 30 Jahren immer noch nicht verheilt. In regelmäßigen Abständen werden sie sogar von den deutschen Leitmedien bewusst neu aufgerissen, um die Schuldzuweisung und Trennung dieser zwei Volksgruppen am Leben zu halten. Ganz nach Caesars Devise: Ein geteiltes Volk lässt sich besser regieren!

Die Anstalt vom 5. November ist eine Sendung, an der man nicht vorbeikann, wenn man die Wiedervereinigung besser verstehen und sich gleichzeitig amüsieren will: 

Die Anstalt vom 9. November „Wir sind das Volk!“

Quelle: ZDF, von Max Uthoff und Claus von Wagner

Andere wichtige Dokumentation über die Wirklichkeit der Deutschen Wiedervereinigung: “Raubzug Ost – Treuhand und die Abwicklung der DDR” (mit Transkript und schriftlichen Aufgaben)