Kurz Nachgefragt mit Jens Lehrich

Kurz nachgefragt ist ein weiteres Format das auf dem YouTube-Kanal FairTalk zu finden ist.

Der Journalist und Moderator Jens Lehrich führt Gespräche mit Prominenten, Kultur- und Medienschaffenden, Politikern oder interessanten Personen, die aufgrund ihrer Aufrichtigkeit und kritischen Haltung von den heutigen Medien oder der Gesellschaft ausgegrenzt und diffamiert werden. Es ist aber keineswegs eine Jammerrunde, sondern ein lebendes Zeugnis der Stärke, wie man trotz der Anfeindungen für seine Integrität und seinen Mut des Aufstehens und Aufbegehrens, den Mut für den Widerstand, auch neue Freunde finden kann, die sich oft als die zuverlässigeren und ehrlicheren Freunde herausstellen. Dass man nach einem gewagten Schritt in die Öffentlichkeit und Offenheit, seine kritische Meinung in einem meinungsdogmatischen Raum zu äußern, sogar stärker daraus hervorgehen kann als zuvor, ist der Hoffnungsschimmer und Mutmacher dieser Sendung. Vielleicht hat der eine oder andere Querulant finanziell Einbußen hinnehmen müssen, vielleicht sind Kunden vorsichtshalber abgesprungen, Schönwetterfreunde haben sich “distanziert“,  aber als Mensch, fühlt man sich doch freier und wohler. Ich brauche mich meiner nicht mehr zu schämen, für mein Wegsehen, mein Schweigen, meiner Vorsicht, lieber nicht woanders zu recherchieren, woanders mich zu informieren, aus Angst, ich müsste meine bisherige Ansicht revidieren, vielleicht sogar völlig auf den Kopf stellen. Ein Gefühl, dass den materiellen Verlust oft um ein Vielfaches ausgleicht.

In dem folgenden Gespräch mit der ehemaligen ZDF-Journalistin, Katrin Seibold, geht es um ihre Verzweiflung und Ausweglosigkeit, endlich wieder ihren Beruf nach den üblichen Normen des Journalismus ausüben zu können, ohne dafür schief angesehen zu werden oder beiseite gedrängt zu werden. Mit ihren Kollegen endlich wieder wahre journalistische Recherchearbeit machen zu dürfen, Politikern auf die Pelle zu rücken, ihnen unangenehme Fragen zu stellen. Wieder Teil der vierten Macht zu sein, die eigentliche Aufgabe der Medien in einer halbwegs funktionierenden Demokratie, das Kontrollorgan, dass den Mächtigen auf die Finger guckt, ob nun in der Wirtschaft oder Politik, und nicht das Sprachrohr und Schutzschild für die etablierten Parteien oder die Regierung. Durch ihr Bedürfnis, immer auch einmal andere Stimmen und Sichtweisen zu Wort kommen zu lassen oder vermeintliche Tatsachen auch zu hinterfragen, rückte sie sich besonders während der Korona-Zeit immer weiter ins Abseits, bis ihr schließlich gekündigt wurde. Wie wenig heutzutage zu einer solchen Kündigung eines Journalisten reicht, ist ein spannendes Zeitzeugnis für unsere kommenden Generationen. Aus dem fernen Rückblick der Zukunft werden sie dann nüchtern und objektiver entscheiden können, inwiefern wir, ihre Väter, Großväter oder Urgroßväter, tatsächlich in einer Demokratie lebten, oder inwiefern wir uns von den Leitmedien einlullen lassen haben, in weit wir uns das Gefühl von Demokratie eingeredet oder es uns mehr oder minder freiwillig einreden lassen haben, zwecks des inneren und mitmenschlichen Friedens. Denn wer eckt schon gern nach einem langen harten Arbeitstag noch mit Streitthemen bei seinen Freunden und Bekannten an.

 

Einleitungstext: Frank Mörschner, 28. Februar 2022