Die Anfänge der Germanen – Einleitung

Germanien ist wie Gallien nicht ein Land, ein Gebiet mit politischen Grenzen und einem einheitlichen Staat oder einem nationalen Bewusstsein, sondern ein loser Kultur- und Sprachraum in dem verschiedene Volksstämme friedlich nebeneinander lebten, miteinander konkurrierten oder sich Schlachten und Kriege lieferten. Die Kultur- und Sprachräume wurden nicht durch politische Grenzen getrennt, sondern durch natürliche, wie etwa Gebirgszüge oder größere Flüsse, oder auch das Meer, Inseln oder Halbinseln. Das Klima und die Umwelt prägen ebenfalls das soziale, handwerkliche, industrielle und somit auch das mentale Leben sowie die Denkweise, Lebensphilosophie und Lebenshaltung – die Mentalität. Die Germanen waren umgeben von dichten Wäldern, feuchten Böden, Morast, Sümpfe und feuchteres Wetter als in den südlichen und westlichen Gebieten Europas. Der Landbau erforderte andere Techniken und Herangehensweisen als etwa den Landstrichen östlich des Rheins. Durch diese unterschiedlichen Techniken, Lebenserfahrungen, entwickelte sich auch eine andere Kultur, und durch die geografische Barriere, entwickelten sich auch andere Sprachen. Der Grund warum es ähnliche Sprachentwicklungen innerhalb einer bestimmten Zone gab, ist der rege Austausch zwischen den verschiedenen Volksstämmen, der durch größere geografische Barrieren nicht behindert wurde. Die losen Volksstämme waren aber während der Volkswanderung von Osten her gezwungen, Bündnisse einzugehen, um von den fremden Horden nicht überrannt und vernichtet zu werden.

In Gallien waren die Römischen Legionen, welche die keltischen Stämme in eine “Schicksalsgemeinschaft” zusammenschmolzen. Die vereinheitlichten Gesetze und Lebensnormen vereinheitlichte auch die Sprache und Lebensweise der verschiedenen Stämme, die vorher noch sehr unterschiedlich waren.

Im germanischen Raum waren es schwierige klimatische und umweltliche Bedingungen, die Volkswanderung, und später auch die ersten Eroberungszüge der Römischen Armee, dessen Ziel es war, das Grenzgebiet an der Grenze zum Römischen Reich zu festigen, die marodierenden aber sehr gut organisierten Wanderungszüge aufzuhalten, zu bekämpfen oder zu vernichten. Im nächsten Abschnitt erfahren wir mehr über die wichtigsten germanischen Volksstämme, die sich in dieser Zeit zusammenschlossen, oft zum Selbstschutz und Selbsterhaltungstrieb nur “Zweckehen” eingingen, kamen und gingen,  und doch eine wichtige Kraft in der Entstehung des germanischen Kultur- und Sprachkreises bildeten.