Sketsch: Niveau ab A2
Text: Niveau C1
Loriot, mit bürgerlichem Namen Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow ist am 12. November 1923 in Brandenburg geboren und verstarb 87jährig im bayrischen Ammerland, wo er seit 1963 lebte. Sein Künstlername „Loriot“ ist die französische Bezeichnung der Vogelart Pirol, ein Vogel, den man im Wappenzeichen seiner Familie wiederfindet.
Bernhard von Bülow stammte aus einer Adelsfamilie, deren Geschichte bis in das 12. Jahrhundert zurückreicht. Sein Vater war Polizeileutnant. Seine Eltern ließen sich 1928 in der schlesischen Stadt Gleiwitz scheiden. Nur ein Jahr danach verstarb seine Mutter, Luise von Roeder – da war Loriot gerade mal sechs Jahre alt. Daraufhin kam er zu seinen Großeltern in Berlin. Sicher eine schmerzvolle Erinnerung, die ihn wohl später im Leben dazu veranlasste, im Sketch „Eheberatung“ diese Erinnerungen zu verarbeiten. Entsprechend der Familientradition verfolgte er in den dreißiger Jahren die Offizierslaufbahn und kämpfte an der Ostfront, wo er für seinen Einsatz ein Eisernes Kreuz erhielt. Wie viele Künstler zu dieser Zeit, die sich in der Nazizeit engagiert hatten, wie etwa der Schriftsteller Günther Grass, distanzierte sich nach dem Krieg auch Bülow von seiner Rolle während dieser Zeit. Im Sketch „Weihnachten“ könnte man meinen, die militarisierte Mentalität der Kriegsgeneration im Großvater wiederzuerkennen. Sein jüngerer Bruder kam allerdings an der Ostfront ums Leben. Nach dem Krieg arbeitete er als Holzfäller, um sich Lebensmittelkarten zu verdienen. 1947 begann er ein Mahler- und Grafikstudium an der Kunstakademie in Hamburg. Nach dem Kunststudium stieg er in die Werbebranche ein und zeichnete Grafiken für bekannte Marken.
Aus adligem Haus und demzufolge als Eingeweihter höflicher Etikette veröffentlichte er zwischen 1956 und 1957 eine Ratgeberserie in einer Wochenzeitschrift über Verhaltensregeln und gutes Benehmen.
Mit dreißig Jahren interessierte er sich auch zunehmend für Theater und Kino; ab 1959 bekam er seine ersten kleinen Rollen in Kinofilmen. Von 1967 bis 1972 war er auch im Fernsehen als Moderator tätig. Seine Sketche moderiert er daher ganz nach seiner traditionellen Art selbst.
In den 80er Jahren versuchte er sich auch an der klassischen Musik und inszenierte als Regisseur die Opern „Martha“ und “Der Freischütz“. Mit „Loriots sauberer Bildschirm“ fing 1976 seine eigentliche Karriere als Komiker an. In dieser Zeit entstanden auch die im deutschsprachigen Raum beliebtesten und meist wiederholten Sketche und Zeichentrickfilme. 2006 zog er sich aus dem Fernsehen zurück, weil ihm das Medium zu schnelllebig geworden und unter solchen Bedingungen kein feinsinniger Humor mehr zu schaffen sei. In diesem Sinn ist er das diametrale Gegenstück vom Komiker aus Sachsen, Olaf Schubert, ein provokativ primitiver “Ossi” im geschmacklosen Aufzug, dessen Witz von vulgären und obszönen Anspielungen nur so strotzt.
Loriots Humor dreht sich hauptsächlich um zwischenmenschliche Beziehungen und oft krankhafte, sinn- und gefühlsleere Verhaltensmuster, die durch überbetonte Benimmplattitüden zum Tragen kommen, was übrigens in dem folgenden Sketch „Schmeckt’s?“ gut zum Ausdruck kommt.