Wussten Sie, dass bis Anfang des 5. Jahrhunderts der 6. Januar das Weihnachten der Christen war? Erfahren Sie noch mehr über Epiphania, den Tag der Erscheinung des Herrn.
Am 6. Januar, der Tag der Wintersonnenwende, feiert Deutschland Epiphania bzw. Epiphanias, was aus dem Altgriechischem kommt und soviel wie „Erscheinung“ bedeutet. Landläufig spricht man im Deutschen von der Erscheinung des Herrn oder nennt es schlicht und einfach den Dreikönigstag oder das Dreikönigsfest. Mit der Erscheinung sind die Drei heiligen Könige, Balthasar, Kaspar und Melchior gemeint, die am Tag der Geburt Jesu Christi vor der Krippe erschienen und ihre Geschenke darboten (Gold, Weihrauch und Myrrhe). Bis in das 4. Jahrhundert hinein wurde dieser Tag als Fest der Geburt Jesu Christi gefeiert. Wenn man so will, die Geburtstagsfeier von Jesus! In den orthodoxen Kirchen, wie die Armenische Apostolische Kirche, ist das bis heute noch der Fall. Im Jahr 432 wurde aber das „offizielle” Geburtsdatum auf den heutigen Weihnachtstag verlegt. Weihnachten feierte man also davor immer am 6. Januar, nicht am 25. Dezember! Das liegt wohl daran, dass die Kirche nicht wirklich wusste, wann Jesus nun genau geboren war. Und der 25. Dezember wurde bei den Römern das beliebte Sonnengott-Fest begangen. So wurden die jungen Christen vom heidnischen Brauch abgebracht, ohne das beliebte Fest des römischen Sonnengottes all zu sehr zu missen. Übrigens war auch der 6. Januar einst ein Sonnengottfest! Vordem handelte es sich allerdings um den Sonnengott Aion aus dem altgriechischem Ägypten zu Zeiten von Alexander dem Großen (356-336 v.Chr.).
Feiertag ist an diesem Tag in Österreich und in einigen deutschsprachigen Schweizer Kantonen. In Deutschland ist er es nur in Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt (im westlichen Ostdeutschland).
Im Mittelalter liefen die Kinder oft, wie heute zur Halloweenzeit, singend von Haus zu Haus, um eine kleine Gabe, meist etwas zu naschen oder einen kleinen Happen zu essen, wie Würste oder Brot, manchmal sogar Geld. Nachdem sie für ihre kurze Darbietung belohnt waren, segneten sie das Haus mit geweihter Kreide, indem Sie die Buchstaben CMB auf die Tür zeichneten, was angeblich für „Christus segne dieses Haus“ (Christus mansionem benedictat) steht oder einfach nur für die Drei Könige: Caspar, Melchior und Balthasar. Darüber streiten sich heute noch die Geister.
Ab der Reformation sollte sich das aber ändern, denn die Protestanten empfanden dies als Anbetung oder Verehrung von Heiligen als Ablenkung und Abkehr vom wahren Glauben gegenüber Jesus und seinem Vater. So blieb also vor allem in den katholischen Regionen dieser Brauch erhalten. Aber auch da fing er ab dem 18. Jahrhundert schon zu bröckeln, da in einigen Ländern, Grafschaften und Fürstentümern das Umherziehen der Kinder zunehmend ins Betteln ausartete und damals das Betteln an der Haustür verboten war. So wurde also dieser trällernde Kinderumzug auch in vielen katholischen Städten verboten.
Im Mittelalter waren die Winter auch noch viel rauer als heutzutage. Damals war wohl Anfang Januar die kälteste Zeit und man glaubte, dass gerade am 5. und 6. Januar die Nächte am stürmischsten und kältesten seien. Den Kindern erzählte man von der wütenden Frau Holle, die an diesem Tag ihre mit Schneeflocken gestopfte Bettwäsche ausschütteln würde oder Frau Prechta, die in Begleitung vom gefürchteten Knecht Ruprecht, faule und ungezogene Kinder mit Alpträumen heimsuchen und mit einer Tracht Prügel bestrafen würden. Ruprecht mit der harten knorrigen Rute, war dabei für die Tracht Prügel zuständig. Um diese zürnenden Geister fernzuhalten, stellte man etwas zu essen vor das Fenster oder vor die Tür, meist ein Krug Wasser mit Brot.
Heute sind diese Bräuche in Vergessenheit geraten, vielleicht auch, weil die Winter längst nicht mehr so rau sind wie einst und die Unterhaltungselektronik wie Fernsehen, Videospiele, Handys uns von all diesen Traditionen entrücken. Vielleicht entwurzeln sie uns auch ein Stück weit. Unsere Wohnstuben sind wohlbeheitzt und an Geister glauben nur noch wenige.
Der Dreikönigskuchen (oder auch Bohnenkuchen) ist in Deutschland nicht so weit verbreitet wie etwa in den romanischen Ländern (Frankreich, Spanien, Portugal Italien) oder England. Zu Zeiten als Elsass noch zum Heiligen Römischen Reich gehörte (874-1682), konnte man jedoch den Brauch des Dreikönigskuchens nachweisen.
In Österreich und in den katholischen Bundesländern (Bayern) gibt es seit geraumer Zeit wieder die Sternsinger. Das sind meist Kinder aus Kirchengemeinden, die wie einst von Tür zu Tür um Gaben betteln. Dieses Mal aber nicht für sich selbst, sondern für einen guten Zweck. Der Umzug versteht sich also heute eher als Entwicklungshilfeprojekt und wird von der katholischen Kirche veranstaltet.
Sternsinger nennt man sie, weil sie an die Sterndeuter erinnern sollen, die ja bekanntlich die Drei heiligen Könige waren.
Text: Frank Mörschner, Dezember 2020