Am Silvesterabend, ein Tag vor dem neuen Jahr, kommt ganz Deutschland in richtige Party-Stimmung. Doch woher kommt das Fest, woher der Name Silvester? Entdecken Sie den Ursprung und die deutschen Bräuche.
Wie könnte man das Ende des Jahres nicht feiern? Schon die heidnischen Völker, wie die Kelten und Germanen, wussten diesen Wendezeitpunkt festlich zu würdigen. Es ist ein Blick zurück und nach vorn zugleich: Ist es doch der Markstein, ein Jahr mit all seinen Höhen und Tiefen hinter sich gebracht zu haben. Für die einen mit Erfolg, für die anderen ist der Blick nach vorn und die Hoffnung auf ein besseres Jahr wohl von viel größerer Bedeutung. Daher rührt auch der Name des ersten Monats im neuen Jahr: “Januar”. Er leitet das neue Jahr ein. Januar erinnert an den zweigesichtigen Gott der alten Römer, “Janus”, der also in beide entgegengesetzte Richtungen gleichzeitig zu sehen vermag, Sinnbild für den Anfang und das Ende, Sinnbild dafür, dass man die Gegenwart nur dann gut meistern kann, wenn man es versteht, sowohl zurück als auch nach vorn zu schauen. So ist es nicht verwunderlich, dass schon die alten Römer diese Jahreswende üppig feierten. Der Name “Silvester” stammt vom Papst Silvester I., der am 31. Dezember 335 starb. Denn Papst Silvester hatte unter dem römischen Kaiser, Konstantin, im Jahr 313 ebenfalls eine bedeutende Zeitenwende erleben dürfen: das sogenannte Patrimonium Petri, was den christlichen Glauben im römischen Reich schließlich legalisierte. Die Christen wurden nun nicht mehr länger aufgrund ihrer religiösen Gesinnung verfolgt.
Es sollte aber noch über ein Jahrtausend dauern, bis der Jahreswechsel seinen Namen bekam. Denn zum Anlass der Einführung des Gregorianischen Kalenders, im Jahr 1582, nannte man fortan den letzten Tag im Jahr Silvester.
In Deutschland veranstalten die meisten Familien um null Uhr ein kräftiges Feuerwerk und geben dafür oft eine Menge Geld aus, um Feuerwerkskörper zu erstehen. Der Brauch des Feuerwerks ist mit Sicherheit auf die schon uralte Tradition der Germanen zurückzuführen, als sie den wütenden Gott Wotan mit Lärm und Feuer vertreiben wollten. Denn sein Heer soll immer um diese Zeitwende mit Sturm und Kälte die Winterlandschaft heimgesucht haben, um den Menschen die Ehrfurcht vor ihm und der Natur zu lehren.
Heutzutage finden sich die Familie oder der enge Freundeskreis zusammen, um diese Nacht in den neuen Tag, oft auch “feuchtfröhlich“, hineinzufeiern. Dabei kann es schon mal sehr laut zugehen. Übrigens ähnlich wie im Mittelalter, als man mit Pauken, Trompeten und Töpfen richtig Radau machte. Leider gibt es bei den Feuerwerkskörpern immer wieder tragische Opfer zu beklagen. Manche sind halt nach einem oft zu beschwingten Umtrunk dem Alkoholrausch verfallen und deshalb nicht mehr in der Lage, ein verständliches Wort herauszubringen, geschweige denn Feuerwerkskörper mit gebotener Vorsicht und Umsicht zu handhaben. Auch kaufen sich viele billigere Feuerwerkskörper aus dem Ausland, die meist nicht den strengen Sicherheitsauflagen unterliegen, wie etwa die in Deutschland.
In Deutschland wünscht man sich kurz vor dem Jahreswechsel einen “Guten Rutsch!” Es war allerdings erst ab dem 19. Jahrhundert, als sich diese Wunschformel im deutschsprachigen Raum verbreitete. Dabei dachte man wohl an die Eisglätte auf den Straßen und den gefährlichen Nach-Hause-Marsch nach der Feier, dass der Gast nicht nur wohl behalten zu Hause ankommen, sondern gleichzeitig auch gut in das neue Jahr hineinrutschen möge, ohne Mühe und ohne Schaden. Sieht man aber seine Freunde, Bekannte oder Verwandte nicht mehr am Silverstertag, so wünscht man einfach nur “Komme gut ins Neue Jahr!”
Ist man in das Neue Jahr eingetreten, wenn also die Stunde 12 geschlagen hat, dann stößt man auf das Neue Jahr mit “Prosit Neujahr!” an. “Prosit” kommt aus dem Lateinischen, und heißt soviel wie “Möge es gelingen”. Daraufhin wünscht man den anderen ein “Gesundes Neues Jahr!” oder “Ein glückliches Neues Jahr!”, umarmt oder küsst sich, je nachdem, wie nahe man dem anderen steht. Natürlich kann man viele andere Wünsche mit anhängen, wie etwa: “Viel Erfolg fürs Neue Jahr!” oder ein Einfaches: “Alles Gute!” “Dass dir im neuen Jahr alles gelingen möge, das du dir vorgenommen hast.”
Text: Frank Mörschner, Dezember 2020