Pädagoge und Visualiserungstherapeut, Maurice Janich, stellt hier wieder einer seiner Interviews mit Schulkindern vor, wo die Maskenpflicht herrscht. Ein bewegender Bericht eines Kindes über das Klima an seiner Schule. 

Interview mit dem 10-jährigen Nick “Maske tragen in der Schule“

Mein Name ist Maurice Janich. Ich bin Pädagoge und Visualisierungstherapeut, ich arbeite mit Kindern und Jugendlichen und ich hab es mir in der Corona-Zeit zur Aufgabe gemacht, Kindern eine Stimme zu geben und Kinder zum Thema Masketragen in der Schule zu interviewen. Und heute habe ich den zehnjährigen Nick bei mir und Nick besucht eine Grundschule. Herzlich willkommen lieber Nick!
Ja.

Ja, wie geht’s dir? Bist du nervös oder entspannt?
Ähm, so’n Mittelding. 

So’n Mittelding, okay.
Also, ein bisschen nervös, aber auch jetzt nicht total nervös. Also, so … Mitte. 

(00“39’) Nick, wir gehen einfach ganz in Ruhe und entspannt durch die Fragen. Die erste Frage, die ich hab’ ist: Wann musst du denn die Maske in der Schule tragen?
Also, wenn wir im Schulgebäude rumlaufen und … auf dem Schulhof muss ich sie nicht tragen, zum Glück …  Sonst noch, wenn also …bei manchen Lehrern ist es irgendwie so, da ist es irgendwie unterschiedlich, weil es kommt darauf an, bei welchen Lehrern wir sind, dass … wenn wir nicht am Platz sind, im Unterricht sie tragen müssen, und … Aber eigentlich, … aber nur wenn wir zur Pause gehen wenn wir den Klassenraum verlassen und halt wenn manchmal, … wenn wir beim Platz aufstehen. Ich versteh es auch noch nicht so komplett.

(01“32’) Okay. Es macht jeder so ein bisschen so, wie er möchte. Das heißt, am Platz müsst ihr bei keinem Lehrer die Maske tragen?
Ja. 

(01“41’) Okay. Nick, erzähl mir mal, welche Gedanken und welche Gefühle entstehen in dir, wenn du die Maske trägst?
Also, wenn ich sie jetzt trage, ohne dass jemand jetzt dabei ist, mit dem ich mich unterhalte, dann ….. Also, ich möchte sie irgendwie abnehmen und wenn kein Lehrer gerade da ist, dann mache ich das auch manchmal, dass ich sie auch nur unter die Nase nehme oder sowas. Und irgendwie ist das halt einfach so’n … Es ist kein tolles Gefühl, irgendwas vor dem Gesicht zu haben, weil … es ist irgendwie einfach … so man weiß nicht … Erst recht, wenn man dann noch andere sieht die das haben. Dann denkt man sich …. dann denke ich mir immer, wie verrückt das ist, etwas von seinem eigenen Gesicht zu verdecken.

(02“51’) Ja. Kannst du das noch mit einem Wort beschreiben, wie du dich fühlst, wenn du die Maske trägst?
Also, mit einem Wort geht’s nicht, aber mit dreien …

Okay, versuch’s mal mit dreien.
Ich würde sagen „nicht selbst entscheiden zu können“. Waren jetzt keine drei, aber …

(03“13’) Das passt aber. Das ist ziemlich gut beschrieben. Okay.  Und dir geht es auch nicht gut, wenn du die anderen Kinder mit der Maske siehst, hast du auch gesagt, richtig?
Ja. Also, ich finde es irgendwie … es ist einfach nicht …. es sieht nicht toll aus und es ist halt einfach nicht, ich sag mal, normal und erst recht ist … Was ich am blödesten finde ist, wenn ich …. wenn Erstklässler, die gerade neu in die Schule gekommen sind, dann sowas, …. dass das das Erste ist, was sie von der Schule sehen.

(03“53’) Welches Gefühl löst das denn in dir aus, wenn du die Erstklässler oder auch andere Schüler mit der Maske siehst? Kannst du das mit einem Gefühl beschreiben?
Traurig, würde ich sagen so …. 

(04“20’) Noch ein anderes dazu?
Mitfühlend oder so … nachdenklich. Mehr eigentlich nicht. 

Okay. Nick, erzähl mir mal, warum trägst du denn die Maske?
Also, ich würde mal sagen, weil ich sonst … weil ich glaube, es ist für mich noch blöder, wenn ich die Maske nicht trage, als wenn ich sie trage, weil ich werde, wenn ich sie nicht trage, ständig angesprochen und ich habe halt auch ein bisschen Angst davor, dass die Mitschüler dann die ganze Zeit sagen: „Was hast du denn für’n Problem mit der Maske?“ oder sowas. Ich glaub, es ist einfach kein so entspannter Schultag, wenn ich … halt ist es mit Maske sowieso nicht, aber so noch …. ich glaube es ist einfach nicht toll ohne Maske und dann der Einzige zu sein, der sie dann nicht trägt.

(05“19’) Nick, wie fühlst du dich denn, wenn du die Maske wieder abnehmen darfst?
Erleichtert!  Befreit. Und erst recht, wenn ich gerade irgendwie Sport hatte oder so. Dann ist es am schlimmsten, weil man dann schwitzt und dann … Ich fühle mich dann teilweise so, als würde ich gleich irgendwie umfallen, so weil … 

(05“46’) Das bedeutet ihr müsst im Sport Unterricht die Maske tragen?
Nee, im Sportunterricht nicht, aber dann … Danach, wenn wir wieder in unseren Klassenraum gehen.

Verstehe.
Im Sportunterricht ist es sogar so, dass wir nicht mal Abstand halten müssen. Also, einerseits freue ich mich darüber, dass wir da keinen Abstand halten müssen, aber irgendwie denke ich mir dann auch: Warum denn nicht einfach, wenn es im Sportunterricht nicht so ist, die ganze Zeit nicht?

(06“16’) Da fragt man sich nach dem Sinn dahinter, oder?
Hmm.

Das finde ich schön, dass du dir selber die Frage stellst und dir Gedanken darüber machst. Nick, du hast gerade gesagt: Dann fühlst du dich, als wenn du umfallen würdest. Irgendwie so hast du’s formuliert. Kannst du das noch ein bisschen genauer beschreiben?
Es ist halt einfach so, dass ich nicht mehr, wenn ich gerade …. wenn ich gerade … dann ist mir nach dem Sportunterricht echt heiß und dann fühle ich mich so, als würde ich einfach nicht … Also ich kann nicht mehr richtig komplett atmen, sondern … Also ich kann noch atmen, aber es fühlt sich halt einfach nicht so … es ist nicht so … Es fühlt sich so an, als würde ich irgendwas von der Luft nicht mitatmen, was wichtig ist und es ist einfach so heiß da drunter, dass ich mich so fühle, als bekäme ich gleich einen Schwächeanfall, oder sowas. 

(7“20) Hast du, seitdem du die Maske trägst, Symptome bei dir beobachten können, wie zum Beispiel Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Konzentrationsschwierigkeiten ….?
Also, wenn ich… vielleicht nach … Also, manchmal nach der Pause, weil wir da sogar … also weil ich da Fußball spiele, und wenn es jetzt nicht so besonders kalt ist oder so, dann … also da ist mir wieder manchmal dann mit der Maske noch ziemlich …. so schwindelig. Aber halt wie ich eben auch wie ich schon gesagt habe, und ähm ja also, als es angefangen hat, mit der Maske war irgendwie plötzlich die halbe Klasse krank. Also, ich weiß jetzt nicht, ob es daran liegt oder an irgendetwas anderes, aber die halbe Klasse war wirklich krank und ich glaube sogar über die Hälfte.  Und ich… Die meisten … viele hatten Halsschmerzen, was auch … Ich weiß nicht, ob das  an … ob … an wie vielen Schulen das jetzt so ist, aber wir müssen ja immer die Fenster offen haben, egal wie warm und kalt es ist. Und da, glaube ich, daran liegt es, dass so viele Halsschmerzen hatten. Und ein paar hatten auch Übelkeit und sowas. Und immer… und es passiert in letzter Zeit so oft, dass nach einer Pause, irgendein Kind nach Hause muss, weil es … weil ihm übel ist, aber … Ich kann mir gut vorstellen, dass es daran liegt.

(09“12’) Kannst du dir gut vorstellen … Hast du denn auch mit diesen Kindern gesprochen, die das betrifft und hast die mal gefragt, was die denken woran das liegt?
Nicht so wirklich, weil sie dann halt direkt nach Hause gehen und dann bin ich noch nie dazu gekommen, aber ich hatte es auch nie den Gedanken … Eigentlich das ist gar keine schlechte Idee.  

(09“35’) Ja, keine schlechte Idee. Sprich mal mit den Leuten! Hast du euch mal darüber aus.
Ja.

Wie kann ich mir das vorstellen…
Aber …

Ja …?
Ich und meine Schwester, wir sind ja die einzigen in unserer Klasse, die so nicht der Meinung sind, dass das gut ist oder vielleicht auch ein paar andere, die dann aber nie irgendwas dazu sagen oder so. 

(09“59’) Warum sagen Sie nichts dazu? Was denkst du?
Ich schätze, dass es,… Ich kann mir sogar vorstellen, dass es halt auch Eltern gibt, die davor Angst haben, dass ihr Kind deswegen gemobbt wird oder sowas, weil’s andere Meinung ist. Und deshalb … Und deshalb sagen vielleicht auch die Eltern, sie sollen das für sich behalten, was die für eine Meinung sind oder so. Also, so kann ich mir das vorstellen.  Aber, ich weiß es ja nicht so richtig… 

(10“35’) Ja, es wird sicher einige geben, bei denen das so ist. Da bist du schon auf einer ganz richtigen Spur, ja. Wie kann ich mir vorstellen den Klassenunterricht, lüftet ihr oft? Ist es dann so kalt, dass du die Jacke anziehen musst oder ist das nicht so schlimm?
Manchmal schon. Also, erst recht jetzt im Herbst war es schon paarmal, dass ich mir ’ne Jacke angezogen hab’. 

(11“01’) Nick, würdest du die Maske auch tragen, wenn es nicht vorgeschrieben wäre?
Nee. Definitiv nicht! Ich glaube sogar, wenn es nicht vorgeschrieben wäre, würde fast keiner mit der Maske rumlaufen… Ich kann mir aber auch vorstellen, dass, wenn man jetzt plötzlich keine Maske mehr tragen muss, das ist dann auch noch viele gibt, die sie doch noch tragen so einfach. Aber wäre es nie vorgeschrieben, dann glaube ich würde sie keiner tragen. 

(11“27’) Ich glaube auch, dass, wenn die Maskenpflicht aufgehoben würde, dass viele Menschen weiterhin die Masken tragen würden, ja. Was denkst du, warum würden viele Menschen die Maske weiter tragen?
Da habe ich irgendwie keine richtige Idee ‘zu, warum. Ich schätze einfach, ich hab manchmal das Gefühl, dass viele denken, dass, wenn sie die tragen, dass sie dann irgendwie ein Vorbild sind oder irgendwie sowas oder … Ich kann mich da … Ich kann mir da nicht wirklich vorstellen, warum man so etwas freiwillig macht.  

(12“14’) Denkst du, dass vielleicht viele Angst haben vor dem Virus?
Ja, aber ich glaube es gibt auch … Also, es sind  auch weniger als die, die die Masken tragen und nicht wirklich etwas dagegen haben. 

(12“37’) Sag mal Nick, woher bekommst du eigentlich deine Informationen bezüglich Corona?  Wie informierst du dich?
Also, am meisten von meinem Vater, weil meine Eltern sind geschieden. Und meine Mutter ist da anderer Meinung als mein Vater und am meisten von meinem Vater, aber so bisschen auch teilweise selber. Aber so ziemlich viel von meinem Vater und so.  Also fast alles …

(13“02’) Wie kann ich das mir vorstellen?
Naja, so’n bisschen krieg’ ich halt irgendwie immer auch von alleine mit, so einfach. 

(13“13’) Guckst du da im Internet oder guckst du Fernsehen? Was machst du da?
Ich guck kein Fernsehen, außer manchmal Fußball. Und Internet ein bisschen, ja. 

(13“28’) Super. Du bist 10 und du guckst selbst im Internet, das finde ich großartig. Nick, du weißt ja, ich komme aus Dortmund … Jetzt musst du vorsichtig sein bezüglich deiner Äußerung zu Fußball [lacht]:Welche Mannschaft?
Herta BSC.

Ah, okay. Ja, ist in Ordnung. [Lacht.]
[Nick lacht.]

(13“50’) Nick, würdest du lieber zu Hause bleiben und Homeschooling in Anspruch nehmen oder weiterhin lieber zur Schule gehen?
Ähm, schwierig. Aber ich würde sogar sagen, weiterhin zur Schule gehen, weil dieses Homeschooling fand ich halt echt nicht toll, weil’s …. war so, dass …  Für mich war es echt nicht leicht, immer selber zu gucken, wie viel ich am Tag selber machen muss, um am Ende diesen Wochenplan fertig zu haben.

(14“24’) Ja, das ist ganz vielen Kindern schwer gefallen, weil man ja in der Schule sozusagen alles vorgegeben bekommt, und zu Hause wird man dann ins kalte Wasser geworfen und dann bist du auf einmal auf dich selbst gestellt und musst alles selbstständig regeln und planen. Und das ist, wenn man das noch nie gemacht hat, gar nicht so einfach.
Ja, erst recht, weil man ja nicht wirklich darauf eingestellt wurde. Das kam ja von …. ich weiß noch genau an dem Tag …. Da war’s aber auch schon so … Wir haben es ja schon vermutet, dass innerhalb von ein paar Tagen so sein wird, dass die Schule geschlossen wird und wir Homeschooling  machen müssen. Aber so richtig… Es wurde einem nie beigebracht, wie man das macht. 

(15“16’) Ganz genau. Ja, welche Meinung deine Eltern zu Corona haben, können wir uns ja ungefähr vorstellen. Nick, hast du einen Wunsch? Gibt es etwas, dass du dir wünscht vielleicht in Bezug auf Corona  Aber vielleicht auch einen allgemeinen Wunsch für die Zukunft?
Ähm, dass jeder über sich selber entscheiden darf, würde ich sagen.

(15“45’) Wow! Das finde ich sehr schön! Ja, lieber Nick, ich danke dir von ganzem Herzen für das tolle Interview. Ich fand das wirklich sehr inspirierend. Und für mich bist du ein Vorbild mit deinen zehn Jahren. Ich finde das toll, wie du mit anderen mitfühlst, also deine Empathie und die Gedanken, die du dir machst, das find’ ich wirklich große Klasse!
Okay.

Also, vielen, vielen Dank und alles Gute dir!
Ja, Dankeschön! Ihnen auch! 

Quelle: Kanal: „Kraft deiner Gedanken“ von Maurice Janich: BEEINDRUCKEND! Interview mit dem 10-jährigen Nick “Maske tragen in der Schule“

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